Spirituelles Training statt mentales Training


"Spirituelles" Training bedeutet hier nicht "mentales" Training. Mental-Trainer arbeiten zumeist mit erzeugten Gedankenformen, nicht aber mit der erzeugenden Quelle, die hier als "Geist" oder englisch: "spirit", bezeichnet wird. Mental-Trainer befassen sich mit dem "mind" und damit vor allem mit dem positiven Denken, mit optimistischeren Gedanken und Selbstgefühlen - und dies zumeist innerhalb eines Kontextes von Leistungssteigerung, individueller Zielerreichung usw.

 

Das Training des "Geistes"  findet gewissermaßen eine Ebene "tiefer" statt. Es wendet sich weniger den einzelnen Gedankenformen zu (das auch) als vielmehr derjenigen inneren Quelle, die fähig ist, bestimmte Gedanken zu erzeugen. Spirituelles Training hat nicht so sehr neue positive Absichten, Bilder und Vorstellungen zum Ziel ("Umdeutung"), sondern die Befähigung des agierenden Menschen, seine eigenen wahrhaften Bestrebungen freier und spontaner und bewusster erzeugen zu können. Dazu werden spezielle Formen von Meditation eingesetzt, die den Meditierenden mit SICH SELBST in Kontakt bringen - eine Selbsterfahrung als "Geist", als erzeugende Quelle (die dann freier ist, authentische Gedanken und Gefühle und Fähigkeiten zu erzeugen).

 

Mentales Training übersieht häufig, dass die als positiv bewerteten Sätze oder Suggestionen nicht identisch sind mit der Innerlichkeit des Trainierenden - und dann auf einen subtilen inneren Widerstand treffen werden, weshalb Techniken des positiven Denkens häufig nicht gekrönt sind von dem Erfolg, den man davon erwartet. Das, was "positiv", erstrebenswert, realistisch, möglich usw. erscheint, erscheint stets in einem Individuum - und wenn es eine wirkliche Kraft entwickeln soll, dann muss dieses Positive das EIGENE Positive sein, andernfalls geschieht es nicht. Ich sage daher: Mental-Training enthält Elemente von Fremdsuggestion - spirituelles Training setzt voll auf Eigensuggestion, auf das erzeugende Individuum.

 

Im Ergebnis können bessere Leistungen verwirklicht werden, ob nun im Beruf, im Sport oder in sozialen Beziehungen - und dies weitgehend unabhängig von bestimmten Altersstufen. Auch ein Jugendlicher kann lernen, MIT SICH SELBST besser in Kontakt zu kommen - und damit diejenigen Fähigkeiten entwickeln, welche originär in ihm pulsieren und sich ausdrücken wollen. Viele Menschen agieren etwa in Unternehmen an Stellen, die nicht ihrer Geistigkeit oder ihrem wahren Wollen entsprechen, weshalb ihre Leistungen nicht so gut sind, wie sie sein könnten. Gleiches gilt für Teams und Mannschaften, in denen einzelne Akteure etwa auf Positionen spielen, "weil der Trainer mich dorthin gestellt hat, wofür ich dankbar bin" - was regelmäßig nicht stimmt, wenn der Spieler sich selbst viel lieber anders erleben möchte (statt Linksaußen lieber zentrales Mittelfeld ...), dies aber nicht wagt offenzulegen und deshalb schon dankbar ist, überhaupt spielen zu dürfen. Ein Spieler, der "spirituell" trainiert wurde, würde sich wehren gegen eine von außen aufgedrückte Positionierung und alles tun, um seine "wahre" Befähigung zeigen zu können.

 

Zu sich finden, seinen eigenen Bildern und Talenten folgen, selbst entscheiden, was "positiv" ist und was nicht - dorthin führt "spirituelles" Training. Das Ergebnis ist kein rücksichtsloser Egoismus ("Ich mache hier nur mein Ding, sonst nichts."), weil in den Tiefen des geistigen Wesens das Wissen um die ewige Abhängigkeit oder Wechselwirkung oder Verbundenheit mit allen anderen geistigen Wesen "geschaut", gewusst und intuitiv verstanden wird. Spirituelles Training fördert daher das "Ich" UND das "Wir" - das Individuum und die Mannschaft. Wenn man z. B. in meditativer Versenkung einen Spieler bittet, drei Namen von Teamkollegen zu nennen, mit denen er gerne gemeinsam spielen würde, dann wird dieser Geist diejenigen benennen, zu denen er eine intuitive Verbindung hat - was von außen betrachtet kaum nachvollzogen werden kann. Tun dies nun alle Spieler eines Teams, erhält man ein "unsichtbares" Muster von geistig gewussten Beziehungen, Verbindungen und Kräften, das wichtige Hinweise über die unsichtbare geistige Organisation des Teams liefert. Abteilungen oder Mannschaftsteile beginnen besser zu harmonisieren, nicht weil sie alle positiv denken und auch nicht, weil der Trainer die optimale Taktik oder Aufstellung gewählt hat, sondern weil nun selbstorganisierende Elemente erlaubt wurden. "Selbstorganisation" aber ist stets eine geistige Leistung der Art "Ich-organisiere-mich-selbst-im-Raum-mit-anderen". Kürzer: Würden Chefs, Vorgesetzte und Trainer den Mut haben, sich selbst "kleiner" zu machen, würden sie erleben, wie über diese Prozesse alle anderen sich "größer" machten.

 

Das Training des eigenen Geistes muss anfänglich erlernt werden, kann dann aber individuell an jedem Ort der Welt selbständig ausgeübt werden. Kollektives Training ist ebenfalls möglich und eine sehr starke Kraft, weil alle Teilnehmer etwas Gemeinsames erleben, was sie nicht leugnen können - eine tiefe Verbundenheit im Raum des Geistigen, eine tiefere Ahnung, dass viele Individuen beinahe fähig sind, wie ein einziges "Wesen" zu agieren, einander kennend, einander helfend und fördernd.

 

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

 

Ihr

Carsten Rachow